Nordost-Grönland: Der größte Nationalpark der Welt
Der Winter dauert neun Monate, und für das, was sich hier Sommer nennt, haben normal temperierte Mitteleuropäer höchstens ein Frösteln übrig. Stürme erreichen Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 Stundenkilometer und an windstillen Tagen machen Moskitoschwärme den Aufenthalt im Freien zu einer Tortur. Die Nordostküste Grönlands, die zu den extremsten Landschaften auf der Erde gehört, beherbergt den größten Nationalpark der Welt. Mit einer Gesamtfläche von 956700 km² ist er größer als Frankreich und Großbritannien zusammen und das größte Schutzgebiet dieser Art weltweit.
Der größte Teil des Nationalparks ist vom Inlandeis und Gletschern bedeckt. An der Küste gibt es jedoch ausgedehnte Bereiche, die im Sommer schneefrei sind und eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt beherbergen.
Im Süden des Nationalparks liegt die sogenannte Fjordregion, die durch kleine und große Inseln zwischen tiefeingeschnittenen Fjorden mit zum Teil steilen Felswänden gekennzeichnet ist. Die zweitgrößte dieser Inseln heißt Traill. Dieser Name geht auf einen schottischen Zoologen zurück, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Tiere aus Nordost-Grönland bestimmt und beschrieben hat.
Dabei war auch eine Lemmingart, die von ihm ihren Namen bekommen hat: Dicrostonyx groenlandicus (Traill, 1823) - der Grönländische Halsbandlemming.
Da überschaubare Systeme am besten geeignet sind, um neue Einblicke in ökologische Zusammenhänge zu gewinnen, haben wir für unser Projekt ein Untersuchungsgebiet in Nordost Grönland ausgewählt. Das Karupelv Tal (72°30' N - 24 ° W) auf der Insel Traill, das dem Projekt seinen Namen gegeben hat, ist Bestandteil der hocharktischen Tundra und zeichnet sich durch eine einfach strukturierte Pflanzen- und vor allem Tiergemeinschaft aus.